Freitag, 6. November 2009

Apokalypse wird verschoben

Am 21. Dezember 2012 geht die Welt unter - glauben zumindest viele Pessimisten. Ihre Vorhersage basiert auf dem Maya-Kalender, der an diesem Tag endet. Ein Forscher gibt jetzt Entwarnung. Die Interpretation liegt um 208 Jahre daneben.Am Donnerstag nächster Woche läuft in den Kinos der Roland-Emmerich-Film „2012“ an. Er handelt vom Ende der Welt, wie wir sie kennen - und bezieht sich dabei auf den Maya-Kalender. „Wir waren gewarnt“, wird der Hollywood-Film beworben.

Stimmt: Die Theorie, dass uns am 21. Dezember 2012 der Weltuntergang ins Haus steht, füllt etliche Bücher und noch mehr Internetseiten. Als Kronzeuge für diese Theorie muss der „Maya-Kalender“ herhalten. Denn der endet am 21. Dezember 2012. Dass danach die Welt untergeht, hat das indigene Volk aus Mittelamerika freilich nicht in Aussicht gestellt. „Diese Prophezeihung gibt es gar nicht“, weiß Andreas Fuls.

Der Wissenschaftler des Instituts für Geodäsie und Geoinformationstechnik an der TU Berlin geht noch weiter: Nach seinen Berechnungen liegt die bisherige Maya-Forschung mit den Datierungen der einzelnen Phasen dieser Hochkultur falsch - und zwar um genau 208 Jahre. Das hätte Folgen für die komplette Interpretation der Geschichte der Maya. Die angenommene Apokalypse müsste zudem erst für den 6. November 2220 befürchtet werden.

Bislang gilt dem Gros der Maya-Historiker eine vor Jahrzehnten entwickelte Standardchronologie als unumstößlich: Demnach lag etwa die „Klassik“, in der die Kultur ihre Blütezeit erreichte, ungefähr im dritten bis neunten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Ab 900 nach Christi Geburt gaben die Maya demnach immer mehr Städte auf, die Bevölkerungszahlen sanken, schließlich kollabierte die Gesellschaft.

Diese Datierung, so Archäoastronom Andreas Fuls, der sich bereits als Pennäler im Rahmen von „Jugend forscht“ mit den Maya befasste, stützt sich vor allem auf historische Dokumente der Kolonialherrschaft aus dem 16. und 17. Jahrhundert, anhand derer Ereignisse der Maya-Geschichte datiert wurden. „Teilweise entstanden diese Dokumente auch erst im 18. Jahrhundert.“

Fuls Hauptquelle ist der „Dresdener Kodex“, die Abschrift eines Maya-Kalenders, zugleich eine Auflistung wichtiger Ereignisse aus der Maya-Zeit. Eines davon: das seltene Zusammentreffen von Wintersonnenwende, Neumond - und dem ersten Erscheinen der Venus in einem neuen Zyklus als Morgenstern. Die Maya notierten das extrem seltene Phänomen erstaunt in ihren Kalender. Fuls konnte nun mit Hilfe eines Computerprogramms feststellen, welchem Tag unserer Kalenderrechnung dieses Ereignis entspricht, nämlich dem 19. Dezember 830 nach Christus. So kam er auf die Diskrepanz von 208 Jahren gegenüber der Standardchronologie.

Seitens der Forschung erntet Fuls bislang überwiegend Kritik bis hin zu „totaler Ablehnung“ - etwa, weil er frisch entdeckte Dokumente, die die bisherige Lehre stützen, nicht einbeziehe. Einige wenige Kollegen unterstützen ihn, etwa der Kanadier Bryan Wells, der bereits 1991 zu dem gleichen Ergebnis wie der Berliner gekommen ist.

Insofern ist Andreas Fuls nicht bang vor dem 21. Dezember 2012. Er wird dann hoffentlich die Koffer packen, sagt er. Aber nicht, um vor der Apokalypse zu flüchten. Sondern für den Winterurlaub.

Quelle:rundschau-online.de

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