Zum Thema Polsprung 2012 kann man allerhand sagen und noch viel mehr behaupten. Wir wollen Klarheit. Darum zunächst ein paar Erläuterungen…
Was den schnellen Durchblick etwas erschwert, ist die Tatsache, dass man gemeinhin von zwei verschiedenen Arten von Polen spricht und dabei das gleiche Wort benutzt. Da haben wir auf der einen Seite den magnetischen Pol und auf der anderen Seite den geographischen Pol, also den Pol, der von der Rotationsachse der Erde fest gelegt wird. (Richtig: zum Beispiel Südpol.)
Bei der Theorie Polsprung 2012 geht es um den magnetischen Pol; momentan liegt er in Nordkanada. Der magnetische Pol wandert ständig. Aber nicht nur das – er kehrt sich zuweilen auch um und dann spricht man von einem Polsprung.
Das Erd-Magnetfeld ist nämlich nicht stabil, es schwankt ständig in seiner Intensität. Anhand von Lavaströmen und anderen geologischen Studien wurde ein immer wiederkehrender Auf- und Abbau des Magnetfeldes, bis hin zum fast völligen Erliegen des Magnetfeldes und Austausch der magnetischen Richtung nachgewiesen. Man geht davon aus, dass sich das Magnetfeld durch Rotation des flüssigen Eisens im Erdinnern bildet. Wenn diese Rotation aufhören würde, würde das Erdmagnetfeld nachlassen.
Im Durchschnitt dauern die Zyklen zwischen den Polsprüngen wohl 200.000 Jahre, aber die Abstände sind unregelmässig. Der letzte magnetische Polsprung liegt etwa 740.000 Jahre zurück. Ist es also höchste Zeit?
Erst kürzlich wurden bei einem Meeting in Los Angelos neue Tatsachen über das Erdmagnetfeld bekannt, die einen baldigen Polsprung befürchten lassen. Vermehrte Sichtungen von Polarlichtern in unseren Breiten zum Beispiel.
Bekannt ist, dass das Erdmagnetfeld seit etwa 1000 Jahren schwächer wird. Seit 150 Jahren hat sich diese Entwicklung beschleunigt. Dies berichtete Robert Coe von der University of California. Nach neuesten Erkenntnissen kann eine drastische Veränderung des Erd-Magnetfeldes auch schnell und plötzlich passieren.
Das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) berichtet, dass die Stärke des Magnetfeldes seit 1979 um 1,7 Prozent abgenommen hat. Über dem Südatlantik beträgt der Schwund sogar zehn Prozent. Satellitendaten zeigen, dass es manche Gegenden auf der Erde gibt, wo sich die Magnetrichtung jetzt schon umgekehrt hat. Der Kompass zeigt in die verkehrte Richtung. Diese Gegenden könnten mit den vermuteten Gegenströmungen im Erdinnern zusammenhängen. Grosse umgepolte “Löcher” gibt es beispielsweise im Südatlantik.
Diese magnetisch umgepolten Gegenden haben sich in den letzten 20 Jahren ausgeweitet, berichtet der Geophysiker Gauthier Hulot aus Paris.
Soviel steht fest. Aber die Auswirkungen eines magnetischen Polsprungs auf Mensch und Erde lassen sich nicht genau einschätzen:
Klar ist, dass ein fehlendes Magnetfeld Sonnenstürme weitgehend ungehindert auf die Erde prallen lassen würde. Das würde ein erhöhtes Aufkommen an Strahlung bedeuten und somit wahrscheinlich mehr Krebs und Mutanten verursachen. Ausserdem würden die Satelliten in der Erdumlaufbahn, aber auch die Strom- und Funknetze auf der Erde leiden. Wissenschaftler der NASA behaupten, dass die Erdatmosphäre möglicherweise versengt werden würde, wenn es dauerhaft kein Magnetfeld gibt. Wie gesagt: wohl nur bei einem dauerhaften Fehlen des Erdmagnetfeldes zu befürchten, denn die Erde hat ja schon mehrere magnetische Polsprünge überstanden.
Erhebliche Probleme würde es für Zugtiere bedeuten, die sich am Magnetfeld orientieren. Das sind einerseits die Zugvögel, die zu ihren Sommer- und Winterquartieren fliegen. Andererseits sind beispielsweise Wale davon betroffen, die sich auf ihren Wanderungen am Erdmagnetfeld orientieren. Möglicherweise könnte ein magnetischer Polsprung auch Erdbeben und Vulkanausbrüche triggern. Soweit, so plausibel.
Schon andere Töne erfährt das Thema, wenn es um den geographischen Polsprung-Typus geht. Dann ändert sich der Rotationsachsen-Pol und die Erdachse wird gekippt. Die solcherart erwarteten Polsprünge reichen vom Kippen um 1 Grad, über Änderungen von Äquator-wird-Nordpol, bis hin zur Umkehrung von Norden und Süden. Physikalisch betrachtet, ist das mit bekannten Kräften kaum möglich – die Neigung der Achse der Erde zu verändern.
Die Achsen-Kippung hätte übrigens keine dramatischen Auswirkungen auf die Erde, weil sich ja nur ihre Neigung im Verhältnis zum Weltraum ändern würde. In Folge könnten sich die Jahreszeiten verschieben.
Eine andere Version des geographischen Polsprungs beschreibt das Verrutschen des Erdmantels über dem Erdkern (oder Mantle-Slip). Die Folgen eines Mantle-Slips wären verheerend, selbst bei Verschiebungen von nur 1 Grad. Denn dadurch dass der Erdmantel über den Kern rutscht, wäre das quasi Extrem-Plattentektonik. Eine Riesenkaskade von Erdbeben und Vulkanausbrüchen wäre das Mindeste was man erwarten muss. Auch Flutwellen ungeahnten Ausmaßes und sehr viel Land-Unter wären an der Tagesordnung.
Bleibt aber die zu klärende Frage, durch welche Kräfte dieser Polsprung ausgelöst werden könnte. Aus der Ecke der 2012-Jünger schallt der Ruf “Planet X”. Sein Vorbeiflug an der Erde wird für 2012 angekündigt. Wir kennen das mittlerweile: Planet X ist der “noch unentdeckte Planet” unserer Galaxie, sein Name ist sumerisch Nibiru und seine Bewohner sind die Ananuki. Wir empfehlen das Kapitelchen Nibiru bzw. Planet X auf unserem 2012 Blog.
Der Mantle-Slip ist natürlich die wissenschaftlich am wenigsten haltbare These, dafür aber die, in welcher die meisten Naturkatastrophen vorkommen. Sie wird daher besonders gern von 2012-Jüngern gehandelt. Je katastrophaler desto 2012.
Fassen wir zusammen: Die Magnet-Polsprung-Theorie entbehrt in ihrer Erscheinung nicht einer gewissen Dramatik. Wenn dieser Polsprung eintritt, dann wird man zu tun haben, die bedrohlichen Folgen für Mensch und Tier abzuwenden. Aber erst die Kombination aus geographischer Polsprung-Theorie und Planet-X-Theorie verlässt die Ebene der mittelmäßigen Ungeheuerlichkeit und erfährt ihre ganze katastrophale Durchschlagskraft als Weltuntergang-2012-Szenario. Wir bitten darum, folgendes im Hinterkopf zu behalten: es gibt keine wissenschaftlichen Vertreter dieser letzten Polsprungtheorie. Also Haken drunter.
Dienstag, 17. November 2009
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